Geringinvestiven Maßnahmen für Privathaushalte: Möglichkeiten zur Anpassung des Nutzerverhaltens

Die geringinvestiven Maßnahmen selbst reichen dabei von Änderungen im Nutzerverhalten, der Anschaffung energieeffizienter Haushaltsgeräte bis hin zu einzelnen Maßnahmen am Gebäude oder der Gebäudetechnik. Um zu veranschaulichen, wie hoch die Verbräuche im Allgemeinen sind, ist im Folgenden eine kurze Zusammenstellung von Beispielen zu finden:

  • Der durchschnittliche Energieverbrauch für die Beheizung in einer 70 m² großen Wohnung lag 2017 zwischen 9.050 kWh und 11.200 kWh (Quelle: Heizspiegel 2018). Abhängig vom Energieträger lagen dabei die Heizkosten zwischen 750 Euro bis 895 Euro.
  • Der durchschnittliche Stromverbrauch liegt bei einer dreiköpfigen Familie zwischen 2.500 kWh und 4.200 kWh (Quelle: Stromspiegel). Es ist stark davon abhängig, ob die Warmwasserbereitung über Strom erfolgt und ob es sich bei dem bewohnten Objekt um eine Wohnung oder ein Haus handelt.
  • Der Wasserbedarf beträgt durchschnittlich 122 Liter pro Tag bzw. 44.530 Liter pro Jahr und Person (Quelle: Wikipedia). Davon beträgt der Warmwasseranteil (60°C) ca. 40 %.

Einfache Tipps zur Anpassungen des Nutzerverhaltens (keine Investitionskosten)

Möglichkeiten zur Anpassung des Nutzerverhaltens lassen sich anhand der Bestandsaufnahme individuell ableiten. Dabei sind die im Rahmen der Bestandsanalyse ermittelten Maßnahmen und das hieraus ableitbare Einsparpotential zu definieren. Zur Veranschaulichung werden im Folgenden sechs kurze Beispiele genannt. Ausführliche Informationen mit anschaulichen Beispielen für Endverbraucher sind unter auf der Website zukunft haus zu finden.

  • Regelmäßiges Abtauen der Kühl-/Gefriergeräte; spätestens ab einer Eisschicht von einem Zentimeter.
    Einsparpotential: 15 % bis 45 %
    Tipp: Der Abtau einer 0,5 cm dicken Eisschicht senkt den Stromverbrauch um ca. 30 % und erhöht die Kühlleistung des Geräts.
  • Wenn möglich auf den Wäschetrockner verzichten und die Wäsche im Freien trocknen.
    Einsparpotential: 100 %

  • Räume nicht überheizen. Dabei sollte die Raumtemperatur der aktuellen Nutzungsart und -zeit angepasst werden (Wohnraum 20 °C bis 22 °C, Schlafraum 16 °C bis 18 °C).
    Einsparpotential: Abhängig von der Bauart des Gebäudes, dem Heizwärmebedarf und der Nutzung ist eine Einsparung zwischen 5 % und 25 % möglich.
    Tipp: Die Absenkung der Raumtemperatur um 1 °C spart 6 Prozent an Heizenergie für diesen Raum.
  • Kurze, bedarfsgerechte Stoßlüftung statt lang andauernde Kipplüftung. Dabei sind an den Heizkörpern die Thermostatventile abzudrehen (auf Null bzw. *).
    Einsparpotential: 5 % bis 10 % Energieeinsparung sowie ggf. Vermeidung von Feuchtigkeits- und Schimmelschäden.

  • Beim direkten Verbrauch auf Sparsamkeit achten: Wasser beim Zähneputzen nicht laufen lassen.
    Einsparpotential: 100 %
  • Duschen statt baden.
    Einsparpotential: ca. 60 % Wasserbedarf und zugleich Energieeinsparung für die Erwärmung des Wassers

Tipp: Bei einem tropfenden Wasserhahn mit 1 Tropfen Wasser pro Sekunde ergibt sich ein Wasserverlust von 1 Liter Wasser nach 5,5 Stunden oder von 1.580 Liter Wasser nach einem Jahr.

Einfache Tipps zur Optimierung im Bestand (Investitionskosten unter 50 €)

In vielen Fällen zeigt sich während der Bestandsanalyse und der Ermittlung einzelner Energieverbräuche, dass sich die Investition in eine neue Technik oder eine Komplettsanierung des Gebäudes nicht amortisieren würde. Dennoch besteht in den meisten Fällen Optimierungspotential. Im Folgenden sind sechs kurze Beispiele genannt. Weitere Beispiele für Endverbraucher sind auf der Website zukunft haus zu finden.


 

  • Anpassung der Temperatur im Kühl-/Gefrierschrank auf 7 °C bzw. -18 °C.
    Einsparpotential: Auch für den Kühlschrank gilt, dass eine Absenkung der Temperatur um 1 °C ca. 6 % der Stromkosten spart.
  • Standby-Verluste vermeiden durch beispielsweise schaltbare Steckdosenleisten, schaltbare Einzelsteckdosen, Zeitschaltuhren.
    Einsparpotential: durchschnittlich bis zu 50 Watt Einsparpotential bei Aufsummierung des Standby-Verbrauchs aller Geräte.

Tipp: Allein 1 Watt dauerhafter Stromverbrauch führt zu 8,76 kWh Stromverbrauch im Jahr und versursacht bei einem Strompreis von 28 Cent/ kWh insgesamt 2,45 €.

 

Tipp: In Mietwohnungen oder Wohnungseigentümergemeinschaften ist die Prüfung der korrekten Heizkostenabrechnung nach Heizkostenverordnung empfehlenswert. Hieraus lassen sich oftmals Nutzerverhalten und weitere Einsparmöglichkeiten ableiten.

  • Einbau von Perlatoren (Durchflussbegrenzer) in Wasserhähnen und Austausch der Duschköpfe gegen sog. Sparduschköpfe
    Einsparpotential: 40 % bis 70 %
    Technischer Hinweis: Die Umrüstung ist vergleichsweise einfach durchzuführen. Umrüstung ist nicht für Wasserhähne geeignet, wenn eine bestimmte Wassermenge benötigt wird, beispielsweise an Badewannen.
    Tipp: In den meisten Wasserarmaturen beträgt die Durchflussmenge ca. 12 – 20 Liter / Minute. Perlatoren können diese auf ca. 5 – 8 Liter begrenzen.
  • Einbau eines Wasserstopps im WC, so dass manuelles Stoppen möglich ist und der Kasteninhalt nicht vollständig geleert wird.
    Einsparpotential: 30 % bis 50 % des Wasserbedarfs für die Spülung; d.h. ca. 10 bis 20 Liter Wasser pro Tag und Person. (Nutzverhalten ist anzupassen)
    Technischer Hinweis: Einbau ist einfach vom Hauseigentümer, Mieter oder Hausverwaltung möglich. Einschränkung: WC-Stopp ist nicht für hochhängende Kästen geeignet.

Einfache Tipps für geringinvestive Maßnahmen (Investitionskosten unter 1.000 €)

Mit Investitionskosten von bis zu 1.000 Euro sind weitere Einsparungen möglich. Eine detaillierte Ermittlung der Wirtschaftlichkeit und der Vergleich mit weiteren alternativen Einsparmöglichkeiten ist auch in diesen Fällen empfehlenswert. Im Folgenden sind sechs Beispiele genannt. Weitere Beispiele für Endverbraucher sind auf der Website zukunft haus zu finden.

  • Sofern im Haushalt noch stark genutzte Glühlampen oder Halogenlampen eingesetzt werden, kann hier bei Austausch gegen LED, Leuchtstoffröhren bzw. Energiesparlampen ein erhebliches Einsparpotential vorliegen. Dabei spielt im Haushalt jedoch neben der Energieeffizienz der Beleuchtung (Lichtausbeute in lm/W), dem Nutzungsverhalten, auch das Farbspektrum (Farbwiedergabeindex), die Lichtfarbe (Farbtemperatur in K), die Ausleuchtung des Raumes und nicht zuletzt das Aussehen des Leuchtmittels eine erhebliche Rolle.
    Einsparpotential: bis zu etwa 90 % (bei Vergleich einer Glühlampe von 40 W (ca. 470 lm) mit einer gleichwertigen LED von 5 W; inkl. Berücksichtigung der Investitionskosten und der Lebensdauer)
  • Bei einem anstehenden Neukauf von Waschmaschine oder Geschirrspüler ist auf die Effizienzklasse, die Größe (bedarfsgerechte Auslegung) sowie, wenn technisch möglich und sinnvoll, auf einen Warmwasseranschluss zu achten.
    Einsparpotential: Eine erhebliche Senkung des Strom- und Wasserbedarf ist möglich. Eine Vergleichsrechnung von Investitionskosten und voraussichtlicher Energieeinsparung unter Berücksichtigung des jeweiligen Nutzerverhaltens zeigt, wann sich die Waschmaschine oder der Geschirrspüler amortisieren werden.

Tipp: Beim Betrieb einer Waschmaschine werden etwa 2/3 des Stroms zum Erwärmen des Wassers benötigt. Der Energiebedarf steigt mit zunehmender Wassermenge und zunehmender Waschtemperatur. Neugeräte nutzen daher weniger Wasser und benötigen mehr Zeit für einen Waschvorgang.

  • Bei undichten Fenstern: Abdichtung der Fugen zwischen Fensterflügel und -rahmen, entweder mit einfachen Dichtungsprofilen (Gummiprofil oder Dichtungsband aus Schaumstoff) oder mit Lippenprofilen, die in eine eingefräste Nut eingesetzt werden. Diese Maßnahme reduziert Zugerscheinungen und trägt zur Heizkostensenkung bei. Voraussetzung ist, dass das Fenster in der nächsten Zeit nicht ohnehin ausgetauscht werden muss.
    Einsparpotential: in Abhängigkeit von der Spaltgröße ca. 5 bis 20 %
  • Dämmung der zugänglichen Rohrleitungen aller Heizungs- und Warmwasserrohre in unbeheizten Bereichen.
    Bei Dämmung eines ungedämmten Heizungsrohres von 28 mm Außenrohrdurchmesser nach EnEV-Vorgabe liegt bei einer Temperaturdifferenz von 30 K und einer jährlichen Betriebsdauer von 3.200 Stunden das Einsparpotential bei etwa 400 bis 500 kWh pro Meter Rohr. Eine genaue Berechnung der Wärmeverluste ist nach VDI-Richtlinie 2055, „Wärme- und Kälteschutz für betriebs- und haustechnische Anlagen“ möglich. Abhängig vom vorhandenen Dämmstandard des Rohres (beispielsweise alte Gipsbinden), dem Rohrdurchmesser, der Rohrleitungslängen und der Temperaturdifferenz und dem Gebäudestandard kann das Einsparpotential so ca. 5 bis 30 kWh/(m²a) betragen. Die Dämmung ist damit immer wirtschaftlich.

Tipp: Faustformel: Die Dämmung der Heizungsrohre sollte mindestens genauso dick sein wie der Rohrdurchmesser. Neben der Überprüfung der ausreichenden Dämmung von wärme- und kälteführenden Rohrleitungen, ist auch gleich die Überprüfung der Dämmung von Armaturen und Warmwasser-bzw. Pufferspeichern durchzuführen.

Weitere geringinvestive Maßnahmen wie der hydraulische Abgleich, der Austausch alter Umwälzpumpen, der Einbau oder Tausch von Thermostatventilen sind unter Gebäudetechnik zu finden. Für die Optimierung der Heizungsanlage können auch Förderprogramme genutzt werden.

 

  • Für Eigenheimbesitzer mit Garten ist oftmals eine Regen- oder Grundwassernutzung im Garten statt der Trinkwassernutzung sinnvoll. Das Regenwasser kann beispielsweise über Regentonnen oder Auffangbehälter aufgefangen werden. Möglicherweise kann auch die Investition in einen Brunnen sinnvoll sein. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der Grundwasserspiegel max. 6 m unter der Geländeoberfläche liegt. Informationen zum Grundwasserspiegel und zu rechtlichen Rahmenbedingungen können vorab bei der örtlichen Wasserbehörde erfragt werden. Oftmals besteht hier eine Genehmigungspflicht.
    Einsparpotential: 100 % Trinkwasser, dafür jedoch zusätzlich Strombedarf für den Betrieb einer Pumpe.
  • Neben der Reduzierung des Wasserbedarfs, ist auch auf die Senkung der Energiekosten zur Warmwasserbereitung zu achten. Dies kann beispielsweise durch Reduzierung der Energieaufwendungen im Rahmen der Warmwasserzirkulation erfolgen. Hierzu ist durch den Einbau einer hocheffizienten (intelligenten) Warmwasserzirkulationspumpe eine automatische Anpassung an das Nutzerverhalten der Verbraucher möglich, so dass die Laufzeiten deutlich reduziert werden. Alternativ ist eine manuelle Abschaltvorrichtung oder eine bedarfsgerechte Abschaltung über eine Zeitschaltuhr möglich.
    Einsparpotential: Allein die manuelle Zu-/Abschaltung der Warmwasserzirkulation kann im Vergleich zu einer permanenten Zirkulation ca. 70 bis 100 kWh Energieeinsparung pro Jahr bedeuten.

Tipp: Bei sehr kurzen Leitungswegen kann es wirtschaftlich sein, auf eine Zirkulationsleitung komplett zu verzichten. Mögliche Komforteinbußen sind vorab genau zu analysieren.